Waldmistkäfer
Während der Gemeine Mistkäfer (Geotrupes stercorarius) im offenen Gelände unterwegs ist, findet man den Waldmistkäfer (Anoplotrupes stercorosus) im Wald. Von Juni bis September kann man sie häufig in Wäldern und Gärten sowie auf Weiden und Feldern bei ihrem Ausmisten beobachten. Bereits im Jahreszeitenbuch "Tausend Wunder auf stillen Wegen" von Hans-Wilhelm Smolik heißt es: Dung-, Ross- und Mistkäfer sind die Straßenkehrer der Natur.
Foto: Waldmistkäfer
Aussehen: Sie werden 12 - 19 mm lang und bis 1,5 g schwer. Sie sind schwarzblau gefärbt, ihre Deckflügel sind seitlich blau, violett oder grün, der Halsschild ist bei manchen Tieren blauviolett. Auf ihrem Außenskelett haben sie eine dicke, harte Panzerung. Die Basis des Halsschildes ist vollständig gerandet und unregelmäßig gepunktet. Auffällig sind ihre langen, kräftigen Beinpaare, die ihnen eine gewisse Agilität verleihen. Der Endzahn der Vorderbeine ist leicht zugespitzt, die Hinterbeine sind zudem nur mit zwei Querleisten versehen. Die Deckflügel besitzen keine Naht und haben je sieben leicht gepunktete Längsrillen. Ihr massiver Kopf besitzt eine breite, platte, sehr robuste Schnauze, die zum Graben von Gängen im Boden und zum Nahrungstransport dient.
Mistkäferkugeln: Vor allem Kot und Abfälle (bspw. faulende Pflanzenreste, tierisches Aas) werden zu Kugeln geformt. Nach nächtlicher Liebesbalz legt das Weibchen je ein Ei in bis zu 30 Kugeln, so dass sich die Larven von der Nahrung darin ernähren. Beim Kugel-Rollen werden auch Samen und Pilzsporen aufgenommen und so in den Boden eingebracht.
Mistkäfergesang: Diese Zirp-Rufe erfolgen bspw. aus Protest, als Klage oder Beschwerde. Beim Liebesspiel bezirpt das Männchen seine Herzdame. Später gräbt sie sich in die Erde ein und lockt ihn zur Fortpflanzung in ihre unterirdischen Gänge. Auch scheinen sie bei Gefahr mit ihrem Zirpen Fressfeinde verwirren oder erschrecken zu wollen.
Ökosystem: Mistkäfer sind ein wichtiger Indikator für die Qualität des Bodens und der Umwelt. Sie betreiben das Recycling-Unternehmen des Waldes und liefern damit einen wichtigen Beitrag zum Ökosystem Wald und zur Gesundheit des Bodens. Mistkäfer sind wichtige Indikatoren für die Qualität des Bodens. Indem sie Kot und Abfälle in die unterirdischen Gänge des Waldbodens transportieren, räumen die Mistkäfer auf und führen so Nährstoffe in den Boden zurück. Die Larven vernichten die im Kot enthaltenden Krankheitserreger und Parasiten. Infolge ihrer Tiefbau-Tätigkeit wird der Boden belüftet und kann ausreichend Wasser aufnehmen, so dass das Wachstum von Pflanzen unterstützt wird.
Gefährdung: Der Mistkäfer gilt in Deutschland nicht als gefährdet. Infolge von verringerten Agrarflächen und Wiesen geht jedoch natürlicher Lebensraum verloren. Der Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln beeinflusst die Lebensbedingungen negativ. Die Einführung von nicht-einheimischen Käferarten führt zu Nistplatz-Streitigkeiten.
Besondere Fähigkeiten: Haben Sie es gewusst? Mit ihren lamellenartigen Fühlern können Mistkäfer bis zu 2 km weit riechen. Milben auf ihrem Bauch schaden den Mistkäfern in der Regel nicht, sondern handelt es sich um Wald-Taxi Dienste von einem Dunghaufen zum nächsten. Ein Verwandter des Waldmistkäfers, der Stierkopfdungkäfer (Onthophagus taurus) kann als zweitstärkstes Tier der Welt das 1141-Fache seines eigenen Körpergewichts bewegen. Es scheint, Mistkäfer nutzen beim Kugel-Rollen den Sternenhimmel als Navigationshilfe.
Weiterführendes zum Mistkäfergesang
Diese Lauterzeugung (Stridulation) gibt es im Insektenreich häufig. Um Töne zu erzeugen, reiben die Käfer zwei bewegliche Körperteile gegeneinander. Die Mistkäfer können das an zwei verschiedenen Stellen ihres Körpers tun: Beim Streichen von Haarfeldern sowie mittels Reiben zwischen der hintersten Hüfte, bzw. dem hintersten Ansatz der sechs Beinpaare (Hintercoxae) und dem Hinterteil unten (abdominaler Sternit). Wie bei einer virtuosen Geige sind Männchen und Weibchen in der Lage, die sogenannte Schrillleiste über die Schrillkante zu ziehen und so ein Lied zu spielen.
Weiterführendes zu Käfereltern
Während der Fortpflanzungszeit im Frühling und Sommer bleiben die Käfer einander treu und leben monogam. Nach der Fortpflanzung kümmern sich beide Mistkäfer als fürsorgliche Eltern um eine erfolgreiche Brut. Gemeinsam legen sie lange Gänge an, die bis zu 70 cm tief ins Erdreich führen. Sie gräbt unten, er transportiert oben den Aushub weg. Etwa 10 cm unter der Erde legt das Weibchen ihre Eier in einer Brutkammer ab. Die Kammern versorgt das Käferpaar zuvor bestens mit Futterkugeln. Zuletzt wird die Brutstätte sicher vor der Außenwelt verschlossen. Das Futter in den Gängen muss für ein Jahr reichen. Die Larven bleiben während des Winters unter der Erde. Erst im späten Winter oder im Frühjahr verpuppen sie sich und schlüpfen im Laufe des Sommers. Nach einem weiteren Jahr als Junggeselle werden sie geschlechtsreif und gehen auf Brautschau. Mistkäfer können zwei bis drei Jahre alt werden.
Quellennachweis (Abgerufen am 20. Juli 2024)
https://de.wikipedia.org/wiki/Gemeiner_Mistk%C3%A4fer(externer link)
https://www.bund-niedersachsen.de/natur-erleben/tipps-zur-naturbeobachtung/oktober/der-mistkaefer/(externer
link)
https://waldseiten.de/mistkaefer/(externer link)
https://www.miteinander-buecher.de/entdecken/so-ein-mist-kaefer/(externer link)
https://www.tierchenwelt.de/kaefer/2392-waldmistkaefer.html(externer link)
https://www.simplyscience.ch/teens/wissen/mistkaefer-walking-on-the-milky-way
(externer link)
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0960982212015072(externer link)
Foto von Uwe Schmietainski
Uwe Schmietainski, NABU Schwieberdingen-Hemmingen