Totholz und Wasser
Neben dem wichtigen Beitrag zur Biodiversität des Waldes ist Totholz wegen seiner Affinität zu Wasser von Bedeutung.
• Totholz kann Wasser gut aufnehmen und langsam abgeben. Dadurch kann ein
größerer Teil der Regenmenge versickern, was wiederum einen positiven Effekt auf
den Landschaftswasserhaushalt hat.
• Bei Starkregenereignissen schützt Totholz den Waldboden vor Erosion.
• Nasses Totholz gleicht Temperaturschwankungen und Feuchtigkeitsverhältnisse aus
und verbessert somit das Mikroklima des Waldes.
• Totholz ändert das Fließverhalten von Gewässern und bietet Nischen für
Wasserlebewesen.
Versuch
In einem Experiment wurde die Wasseraufnahmefähigkeit eines etwa drei Jahre alten Totholzstücks aus dem Zeilwald untersucht. Die Probe war soweit zersetzt, dass mit
wenig Kraftaufwand bröselige Stücke längs der Wuchsrichtung abgebrochen werden konnten.
Ablauf
Das Holzstück wurde mehrere Tage in der Sonne getrocknet.
Zu Beginn des Versuchs wurde es in ein Wassergefäß gelegt und mit einem Stein beschwert, so dass es komplett von Wasser umschlossen war.
Für jede Messung wurde das Holz aus dem Wasser genommen und auf ein kleines Gestell gelegt.
Sobald kein Wasser mehr abtropfte, wurde das Gewicht sowie die maximale Länge und maximale Breite des Holzstücks erfasst. Danach wurde es wieder ins Wasser gelegt
und mit dem Stein beschwert.
Messung
Tabelle: Gemessene Werte in Abhängigkeit der Zeit
*) Das aufgenommene Wasser wurde aus der Differenz zum Anfangsgewicht und mit der Näherung berechnet, dass 1 ml Wasser 1 g wiegt. Chemischer Umwandlungsprozesse und der Gewichtsschwund durch
Ablösung kleiner Holzpartikel wurden vernachlässigt.
Weitere Beobachtungen:
• Ohne Fixierung durch den Stein schwimmt die Probe. Sie ragt zunächst deutlich,
nach einem Tag nur noch mit einem kleinen Teil aus dem Wasser. Nach 18 Tagen
schwimmt sie nur noch knapp unter der Oberfläche.
• Das Holzstück tropft stärker wenn die Wuchsrichtung vertikal gehalten wird. In
den ersten beiden Stunden tropft das Totholz nach dem Herausnehmen kaum.
Später dauert das Abtropfen länger.
• Ebenfalls in den ersten Stunden bilden sich an der Holzoberfläche Gasbläschen,
die nach oben steigen, sobald sie eine Größe von 3-5 mm erreicht haben.
• Bereits kurz nach Beginn des Versuchs lösen sich kleine Partikel vom Holz ab,
nach etwa einem Tag auch zusammenhängende Fetzen der äußeren Schichten.
• Das nasse Holzstück wird augenscheinlich immer dunkler. Nach 11 h zeigt das
Wasser eine leichte, braune Verfärbung.
• Nach 30 Tagen bei Zimmertemperatur ist ein deutlicher Fäulnisgeruch
wahrnehmbar.
Ergebnis
Das Totholzstück hat bereits nach einem Tag sein eigenes Trockengewicht an Wasser aufgenommen. Die nasse Probe kann das Wasser gut speichern. Das Holzstück ist während der Wässerung geringfügig größer geworden.
Einordnung
Studien ([1], [2]) zur Wasserspeicherung und Saugfähigkeit von Totholz zeigen,
• dass die Fähigkeit der Wasserspeicherung mit dem Zersetzungsgrad des
Totholzes ansteigt.
• dass feuchtes Totholz eine höhere Saugfähigkeit hat als trockenes.
• dass die Baumart eine Rolle spielt. Das poröse Totholz der Tanne hat eine
bessere Wasserspeicher- und Saugfähigkeit als das dichte Totholz der
Hainbuche.
Mikroskopaufnahmen
Ein etwa 1 mm breiter, trockener Splitter des Totholzes aus obigem Versuch wurde unter ein Mikroskop gelegt. Anschließend wurde über ein dünnes Röhrchen ein Tropfen Wasser in seine Nähe gebracht.
Das Video zeigt, wie die Kapillarkraft das Wasser in das trockene Holz zieht (Wiedergabe in 4-facher Geschwindigkeit).
Die Untersuchung der Ablösungen zeigt Kleinstlebewesen (Fadenwürmer) und Pilzhyphen. Die Ansammlung der Ablösungen in dem Video hat einen Durchmesser von etwa 1,5 mm.
Ein anderes, sehr feuchtes Stück Totholz aus dem Zeilwald ist von trichterförmigen Pilzen besiedelt. Die Fruchtkörper haben einen Durchmesser von weniger als 1 mm
Quellen
[1] A. Klamerus-Iwan, J. Lasota, E. Błonska, Interspecific Variability of Water Storage
Capacity and Absorbability of Deadwood, Forests 2020, 11, 575
[2] Wie viel Wasser steckt im Totholz? Wald kompakt - LWF aktuell 143
[3] Bundeswaldinventur
[4] Es lebe das Totholz - Unterschlupf und Wohnraum für Insekten, NABU
[5] Aus Totholz wird neues Leben - Haufen oder Hecken aus Baum- und Strauchschnitt,
NABU
[6] Lebensraum Totholz | Deutsche Wildtier Stiftung
Fotos, Videos: Michael Mertens